Zum Inhalt springen
FM-Connect Chat

Hallo! Ich bin Ihr FM-Connect Chat-Assistent. Wie kann ich Ihnen helfen?

FM-Solutionmaker: Gemeinsam Facility Management neu denken

Wirtschaftlichkeit: Stabsstelle Kontraktorenmanagement

Facility Management: Fremdfirmenmanagement » Strategie » Potentiale heben » Wirtschaftlichkeit: Kontraktorenmanagement

Wertschöpfung: Stabsabteilung „Kontraktorenmanagement“

Wertschöpfung: Stabsabteilung „Kontraktorenmanagement“

Beispiel: Ein Industrieunternehmen mit einem jährlichen Fremdleistungsvolumen von ca. 70 Mio. € im größten Werk plant die Einrichtung einer zentralen Stabsabteilung „Kontraktorenmanagement“. Diese Einheit soll bereichsübergreifend als wirtschaftliche Stabsstelle fungieren und den Großteil des Kontraktorenvolumens strategisch, digital, rechtssicher und innovationsorientiert steuern.

Wirtschaftlichkeit durch zentrale Kontraktorensteuerung sichern

Aufbau, Aufgaben und Prozesse der neuen Stabsabteilung

Eine zentrale Kontraktorenmanagement-Abteilung bündelt Kompetenzen und Verantwortung, um das Fremdleistungsmanagement effizienter zu gestalten.

Lieferantenentwicklung (Supplier Development)

Die aktive Lieferanten- und Kontraktorenentwicklung ist ein zentrales Aufgabenfeld. Darunter versteht man einen systematischen Prozess, um die Leistung und Leistungsfähigkeit der bestehenden Auftragnehmer durch gezielte Unterstützung und Zusammenarbeit zu verbessern. Ziel ist es, Qualität und Effizienz der Fremdfirmenleistungen zu steigern, Kosten zu senken und gemeinsame Innovationen zu fördern. Lieferantenentwicklung umfasst etwa regelmäßige Lieferantenbewertungen, Feedback-Gespräche, Trainings und Technologietransfers. Kernelemente eines solchen Programms sind systematische Analysen von Qualitäts- und Lieferperformance, Aufbau langfristiger partnerschaftlicher Beziehungen, kontinuierliche Prozessverbesserungen und Wissenstransfer zur Förderung von Innovationen. Die strategische Bedeutung zeigt sich darin, dass Unternehmen zunehmend enge Zusammenarbeit mit ihren Lieferanten suchen, um gemeinsam Innovationspotenziale zu heben und Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Der Fokus liegt in der Zusammenarbeit mit Kontraktoren auf kontinuierlicher Lieferantenentwicklung, um langfristige Partnerschaften und zuverlässige Leistungen sicherzustellen. Insgesamt trägt professionelle Lieferantenentwicklung zur Optimierung der gesamten Lieferkette bei, reduziert Risiken und unterstützt eine nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.

Vertragserfüllungsaudits und Compliance-Prüfungen

Ein weiteres Aufgabengebiet sind regelmäßige Vertragserfüllungsaudits, also Überprüfungen der Leistung der Kontraktoren hinsichtlich vereinbarter Vertragskonditionen, Qualität, Arbeits- und Sicherheitsstandards sowie Rechnungsprüfung. Contract Audits dienen dazu, sicherzustellen, dass beide Parteien die vertraglichen Verpflichtungen einhalten und keine Abweichungen unbemerkt bleiben. Dies schließt die Analyse von Leistungsnachweisen, Abrechnungen und Dokumentationen der Fremdfirmen ein. Insbesondere Contract-Compliance-Audits überprüfen, ob vereinbarte Leistungen vollständig und ordnungsgemäß erbracht wurden und ob z.B. Abrechnungen korrekt sind. Solche Audits können Fehlentwicklungen frühzeitig aufdecken, etwa ob das Unternehmen überhöhte Preise zahlt oder Nachlässigkeiten in der Leistungserbringung vorliegen. Neben technischen und kaufmännischen Aspekten umfasst dies auch die rechtliche Compliance. Die neue Stabsabteilung muss daher ein Compliance-Management-System verwenden und eng mit der Rechtsabteilung zusammenarbeiten, standardisierte Vertragsprüfungen etablieren, um die rechtliche Sicherheit zu gewährleisten. Audits sollen auch überprüfen, ob Kontraktoren alle Arbeitsschutz-, Umwelt- und Sicherheitsauflagen einhalten – Aspekte, die entscheidend sind. Ein gut umgesetztes Audit- und Compliance-Programm trägt somit nicht nur zur Qualitätssicherung bei, sondern vermeidet finanzielle Schäden durch Vertragsverstöße, Nachlässigkeiten oder behördliche Sanktionen. Dadurch werden ineffiziente Ausgaben und Risiken proaktiv reduziert (Kostenvermeidung).

Innovationspartnerschaften mit Auftragnehmern

Die Abteilung soll zudem Innovationspartnerschaften mit strategisch wichtigen Kontraktoren aufbauen. In Zeiten technologischen Wandels und steigenden Innovationsdrucks kann ein Unternehmen erheblich davon profitieren, die Innovationskraft seiner Auftragnehmer zu nutzen. Dies meint zum einen, frühzeitig Lieferanten in Entwicklungsprozesse einzubinden (etwa bei neuen Verfahren, Ausrüstung oder digitalen Lösungen), zum anderen im Vergabeprozess gezielt Innovationsanreize zu setzen. Die Innovationspartnerschaft als Vergabeverfahren ermöglicht es, mit einem oder mehreren Unternehmen eine langfristige Kooperation einzugehen, um ein neues Produkt oder eine neue Dienstleistung zu entwickeln. Entwicklungskosten und -risiken werden dabei zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer geteilt, und am Ende steht die Abnahme der innovativen Lösung durch den Auftraggeber. Wichtig ist, solche Partnerschaften vertraglich klug zu gestalten (z.B. Umgang mit geistigem Eigentum, Meilensteinzahlungen, Erfolgshonorare). Lieferanteninnovationen gelten heute als zentrale Quelle von Wettbewerbsvorteilen. Laut einer Untersuchung praktizieren über 75 % der innovativen Unternehmen vertikale Kooperationen mit Lieferanten. Auch in der Industrie wird betont, dass die enge Zusammenarbeit mit Schlüssellieferanten die Innovationsfähigkeit erhöht. Die Abteilung sollte daher einen strukturierten Prozess für Innovationspartnerschaften etablieren: Identifikation von Innovationsfeldern, gemeinsame Workshops mit potenziellen Partnerfirmen, Pilotprojekte mit klaren Zielen sowie die Integration innovativer Lösungen in laufende Betriebsprozesse.

Leistungsbeschreibungen und Leistungsverzeichnisse

Ein häufig unterschätzter Erfolgsfaktor im Fremdleistungsmanagement ist die Qualität der Leistungsbeschreibungen und Leistungsverzeichnisse bei der Ausschreibung. Die neue Einheit sollte hier als Kompetenzzentrum fungieren, das Vorlagen, Richtlinien und Prüfprozesse bereitstellt, um klare, vollständige und eindeutige Leistungsbeschreibungen für alle vergebenen Leistungen sicherzustellen. In der Bau- und Anlagenpraxis gilt: „Je genauer eine Leistung beschrieben ist, desto leichter lässt sich feststellen, ob eine zusätzliche (nicht vereinbarte) Leistung vorliegt.“ Unpräzise oder lückenhafte Spezifikationen („schwammige Leistungsbeschreibungen“) gelten als Hauptursache für spätere Nachträge und Streitigkeiten. Die Stabsabteilung sollte daher bei größeren Vergaben die Federführung für die Erstellung bzw. Prüfung der Leistungsverzeichnisse übernehmen. Standardisierte Templates (etwa nach VOB/VOL-Richtlinien) und ein 4-Augen-Prinzip können helfen, Lücken zu schließen und Interpretationsspielräume zu minimieren. Zudem kann die Abteilung Schulungen für technische Fachabteilungen anbieten, um das Bewusstsein für vollständige Leistungsbeschreibungen zu schärfen. Das Ziel ist klar: Nachträge vermeiden, indem von Anfang an der Leistungsumfang eindeutig definiert ist. Dadurch sinkt nicht nur das Konfliktpotenzial, sondern auch die Tendenz der Auftragnehmer, riskante Kalkulationen mit späteren Nachforderungen zu kompensieren. Insgesamt unterstützt dies ein partnerschaftlicheres Verhältnis und die Kostenplanungssicherheit der Projekte.

Verhandlungs- und Ausschreibungsverfahren

Die Professionalisierung der Vergabeprozesse gehört zu den Kernaufgaben der Kontraktorenmanagement-Einheit. Hier geht es um die Auswahl geeigneter Vergabeverfahren (von informellen Verhandlungen bis hin zu förmlichen Ausschreibungen) sowie die Durchführung von Verhandlungsrunden mit (potenziellen) Auftragnehmern. Die zentrale Abteilung kann bereichsübergreifend dafür sorgen, dass alle größeren Fremdleistungsvergaben einem einheitlichen, optimierten Prozess folgen. Zunächst sollte ein Vergabekodex bzw. eine Richtlinie erstellt werden, die festlegt, ab welchen Schwellenwerten diese Einheit beteiligt wird, wie die Bewertungskriterien aussehen (Preis, Qualität, HSE, Innovationsangebot etc.) und welche Verfahrensart zum Einsatz kommt. Für Routine-Dienstleistungen könnten z.B. standardisierte Ausschreibungen mit einem definierten Bieterkreis genutzt werden, während bei komplexen Leistungen verhandelte Verfahren oder Wettbewerblicher Dialog (bzw. Innovationspartnerschaften, s.o.) in Betracht kommen.

Eskalationsmanagement

Trotz bester Auswahl und Verträgen können in der Praxis Leistungsstörungen oder Konflikte mit Auftragnehmern auftreten – z.B. Lieferverzug, Qualitätsmängel, Arbeitssicherheitsverletzungen oder kommerzielle Dispute (Mehrkostenforderungen). Die Stabsabteilung soll ein Eskalationsmanagement einführen, das solche Probleme systematisch und zügig bearbeitet. Ein Eskalationsprozess definiert klare Stufen und Zuständigkeiten: Kann ein Problem auf Arbeitsebene (z.B. zwischen Technischem Sachbearbeiter und Vorarbeiter des Dienstleisters) nicht gelöst werden, wird es nach festgelegten Fristen an höhere Ebenen weitergereicht (Teamleiter, Abteilungsleiter, Geschäftsführung). Wichtig sind klare Zeitvorgaben und Kommunikationswege, um Verzögerungen zu vermeiden. Zum Beispiel könnte bei einem kritischen Lieferverzug zunächst 24 Stunden dem operativen Einkäufer zur Lösung gegeben werden, danach übernimmt der Einkaufsleiter und schließlich die Geschäftsführung, falls weiterhin keine Abstellung erfolgt. Jede Stufe ist mit definierten Maßnahmen (z.B. Vor-Ort-Termin, Vertragsstrafen androhen, Ersatzlieferant akquirieren etc.) und Entscheidungsbefugnissen verknüpft.

Für das Unternehmen bedeutet dies, dass kritische Situationen frühzeitig entschärft werden können und hohe Folgekosten – etwa Produktionsstillstand wegen ausbleibender Wartung – vermieden werden. Im Einkaufskontext ist ein Eskalationsprozess essentiell, um Lieferkettenstörungen zu minimieren und die Geschäftsziele nicht zu gefährden. Durch das strukturierte Vorgehen erkennt und adressiert der Einkauf Probleme mit Lieferanten frühzeitig und angemessen, was die Zuverlässigkeit erhöht und Versorgungsengpässe verhindert. Darüber hinaus trägt ein konsequentes Eskalationsmanagement zur Kostenkontrolle bei: Probleme werden schneller gelöst, Eskalationen schaffen interne Aufmerksamkeit, und oft können Zusatzkosten (z.B. teure Notfallmaßnahmen oder Konventionalstrafen von Kunden wegen Lieferverzug) abgewendet werden.

Die Stabsabteilung sollte hierfür ein Eskalationsstufenmodell etablieren, das an alle relevanten Parteien kommuniziert wird – einschließlich der Kontraktoren. Letztere wissen so, dass das Unternehmen bei Abweichungen einen geregelten Prozess hat und notfalls die Unternehmensleitung involviert, was den Druck zur Problemlösung erhöht. In der Praxis kann die Abteilung Eskalationsberichte führen, regelmäßige Problem-Meetings veranstalten und nach Auflösung eines Falles ein Lessons Learned durchführen. So fließen die Erkenntnisse zurück in präventive Maßnahmen (z.B. Anpassung von Verträgen oder Auswahlkriterien). Zusammengefasst verbessert ein effizientes Eskalationsmanagement die Lieferperformance, erhöht die Zufriedenheit der internen Kunden und senkt indirekt Kosten durch vermeidbare Produktionsausfälle oder Qualitätsprobleme.

Vertrags- und Konditionenmanagement

Schließlich obliegt der Stabsabteilung das Vertrags- und Konditionenmanagement für die Fremdleistungsverträge. Hier geht es um die systematische Verwaltung aller Verträge und preislichen Konditionen mit Kontraktoren über den gesamten Lebenszyklus. Dazu zählt zunächst die Vertragsgestaltung: Die Abteilung nutzt und optimiert Standard-Vertragsmuster (Werkverträge, Dienstverträge, Rahmenverträge), die einerseits flexibel genug für verschiedene Leistungen sind, andererseits Kernklauseln (Haftung, Gewährleistung, Kündigungsrechte, Compliance-Vorgaben, Bonus/Malus-Regelungen etc.) unternehmensweit vereinheitlichen. Einheitliche Vertragskonditionen gewährleisten Rechtssicherheit und Vergleichbarkeit und erleichtern das Handling im Alltag. Weiterhin richtet die Abteilung ein zentrales Vertragsarchiv bzw. Repository (idealerweise elektronisch im ERP/CLM-System) ein, in dem sämtliche Verträge und Nachträge abgelegt und nachverfolgt werden. Über dieses System werden Fristen und Meilensteine (z.B. Vertragslaufzeiten, Kündigungsoptionen, Preisüberprüfungstermine) getrackt, sodass nichts mehr „durchrutscht“.

Das Konditionenmanagement im engeren Sinne bedeutet, alle Preis- und Lieferkonditionen (Stundensätze, Einheitspreise, Rabatte, Bonusvereinbarungen, Indexklauseln, Zahlungsziele etc.) zentral zu pflegen und kontinuierlich zu optimieren. Für den strategischen Einkauf ist dies ein zentrales Instrument, um die Kosten unter Kontrolle zu halten und über Warengruppen hinweg Verbesserungspotenziale auszuschöpfen. So kann z.B. die Abteilung regelmäßig Preisbenchmarks durchführen: Wie entwickeln sich die Tagessätze für bestimmte Montageleistungen? Liegen unsere Konditionen im Marktvergleich oder können durch Neuverhandlungen (ggf. Bündelung mehrerer Standorte) bessere Preise erzielt werden? Ebenso wird man Preisgleitklauseln beobachten (z.B. Indexanpassungen für langlaufende Verträge im Bau- oder Reinigungsgewerbe) und sicherstellen, dass sie korrekt angewendet werden bzw. bei sinkenden Indizes Preissenkungen an das Unternehmen weitergegeben werden.

Moderne Konditionenmanagement-Systeme können hier unterstützen. Ein Beispiel aus der Automobilzulieferindustrie: Durch die Einführung einer digitalen Konditionenmanagement-Plattform zur Verwaltung von 5.000 Lieferantenverträgen konnte ein Unternehmen im ersten Jahr 3,2 % der Gesamteinkaufskosten einsparen – das zeigt die finanziellen Hebel, die in der systematischen Analyse und Bündelung von Konditionen liegen. Solche Systeme ermöglichen es, schnell Auswertungen zu fahren (z.B. Top-10 Lieferanten nach Umsatz mit ihren durchschnittlichen Rabattsätzen) und Ansätze für Verhandlungen zu identifizieren. Auch Bonus-/Malus-Regelungen (etwa mengenabhängige Rabatte oder Vertragsstrafen bei Schlechtleistung) fallen in diesen Aufgabenbereich: Die Abteilung überwacht, ob die Kriterien erreicht wurden, und stellt z.B. sicher, dass vereinbarte Boni am Jahresende vom Lieferanten gutgeschrieben werden. Ein konzernweites Konditionenmanagement ist entscheidend, um Einkaufsumsätze zu konsolidieren und strategische Ziele zu unterstützen.

In der Summe trägt ein effektives Vertrags- und Konditionenmanagement dazu bei, dass Beschaffungskosten reduziert (durch bessere Preise, Bündelung und Nachverhandlungen), Liquidität verbessert (durch optimierte Zahlungsbedingungen, Skonti) und Risiken minimiert werden – etwa indem Preissteigerungsrisiken über Indexklauseln oder Alternativlieferanten abgesichert sind. Zudem werden Lieferantenbeziehungen gestärkt, da klare und faire Vereinbarungen Vertrauen schaffen. Die Stabsabteilung „Kontraktorenmanagement“ würde somit als zentraler Hüter aller Fremdvertragskonditionen agieren, für Transparenz sorgen und sicherstellen, dass das Unternehmen stets die vorteilhaftesten Bedingungen nutzt.

Digitale und organisatorische Einbindung

Um ihre Aufgaben effizient zu erfüllen, muss die neue Stabsabteilung digital bestens integriert und organisatorisch vernetzt sein. In einem modernen Industriebetrieb sind insbesondere ERP-Systeme, Web-Portale für Lieferanten und Zutrittskontrollsysteme relevante Komponenten. Drei Schwerpunkte sind hier von Bedeutung: die Integration mit SAP S/4HANA, die Einführung eines Fremdfirmenportals sowie ein modernisiertes Zutrittskontrollsystem. Diese Elemente schaffen die Grundlage dafür, dass das Kontraktorenmanagement strategisch digital unterstützt wird und bereichsübergreifend wirkt.

Integration in SAP S/4HANA

SAP S/4HANA als zentrales ERP-System des Unternehmens sollte eng mit den Prozessen des Kontraktorenmanagements verzahnt werden. Zum einen betrifft das die Einkaufs- und Beschaffungsprozesse: Die Stabsabteilung wird wahrscheinlich SAP-Module wie MM (Material Management) oder SRM/Ariba nutzen, um Bestellanforderungen für Fremdleistungen anzulegen, Ausschreibungen durchzuführen und Verträge zu verwalten. Eine tiefe Integration stellt sicher, dass sämtliche Fremdleistungsvergaben im SAP abgebildet werden – von der Ausschreibung über die Bestellung bis zur Rechnungsprüfung. Dadurch entsteht Transparenz über das gesamte Fremdvolumen, und Berichte zu Ausgaben pro Lieferant, Leistungstyp, Standort etc. können auf Knopfdruck generiert werden.

Zum anderen ist die Anbindung an das HR-Modul (Human Capital Management) wichtig, insbesondere wenn es um personenbezogene Daten von Kontraktoren geht. Externe Mitarbeiter und Dienstleister betreten das Werksgelände und arbeiten oft eng mit eigenem Personal zusammen. Hier muss SAP S/4HANA als Datenbasis für Zutrittsrechte und Sicherheitsunterweisungen dienen. In vielen KRITIS-Unternehmen (kritische Infrastruktur) wird z.B. das Ausweis- und Berechtigungsmanagement mit SAP HCM verknüpft: Neue Mitarbeiter – oder eben externe Auftragnehmer – werden im System erfasst und erhalten dort hinterlegte Zugangsberechtigungen für definierte Zonen. Eine solche Kopplung sorgt dafür, dass bei Änderung des Personalstands (Onboarding/Offboarding) automatisch die Zugangsprofile aktualisiert bzw. entzogen werden. Im Kontext des Kontraktorenmanagements bedeutet dies, dass die Abteilung z.B. über SAP erkennt, welche Fremdfirmen-Mitarbeiter aktuell vor Ort tätig sind, ob ihre Einsatzdauer bestimmte Schwellen überschreitet (Stichwort AÜG-Höchstdauer) und ob alle notwendigen Qualifikationen hinterlegt sind.

SAP S/4HANA kann zudem als Plattform für Workflows dienen: Beispielsweise könnten Freigabeprozesse für neue Verträge (Vier-Augen-Prinzip mit Unterschrift) oder für Nachtragsangebote über das System laufen. Durch elektronische Workflows werden Bearbeitungszeiten verkürzt und Transparenz erhöht. Außerdem sollte die Abteilung Auswertungen im SAP Analytics/BI nutzen, um Kennzahlen wie Fremdleistungsquote, Einsparungen (Savings) oder Maverick Buying zu monitoren. Die Integration ermöglicht auch eine Kollaboration mit angrenzenden Funktionen: So kann die Finanzabteilung in SAP direkt sehen, welche Rückstellungen für ausstehende Fremdfirmenrechnungen zu bilden sind; das Controlling kann Forecasts für Fremdleistungen einbeziehen.

Organisatorisch empfiehlt es sich, die Stabsabteilung nahe am CFO anzusiedeln, um die SAP-gesteuerten Einkaufsrichtlinien zentral durchzusetzen. Insgesamt gewährleistet die SAP-Integration, dass das Kontraktorenmanagement medienbruchfrei und datengetrieben agieren kann. Informationen zu Verträgen, Bestellungen, Leistungsnachweisen und Zahlungen laufen an einer Stelle zusammen. Für die Mitarbeiter der neuen Abteilung bedeutet dies auch, dass sie im Umgang mit SAP bestens geschult sein müssen – inklusive spezieller Add-ons, etwa für Contract Lifecycle Management.

Fremdfirmenportal (Contractor Management Portal)

Ein Fremdfirmenportal ist ein digitales Web-Portal, das als Schnittstelle zwischen dem Unternehmen und den externen Auftragnehmerfirmen dient. Die Einführung eines solchen Portals ist heute Best Practice, um Compliance und Effizienz beim Einsatz von Fremdfirmen zu gewährleisten. Über das Portal können sich Dienstleister online registrieren, ihre Firmendaten und Nachweise hinterlegen, Mitarbeitereinsätze melden und die Kommunikation mit dem Auftraggeber abwickeln. Im vorliegenden Kontext – ein großes Bergbauunternehmen – könnte das Fremdfirmenportal folgendermaßen genutzt werden: Bevor ein Auftragnehmer auf dem Werksgelände tätig wird, muss er alle erforderlichen Dokumente und Zertifikate (gewerberechtliche Zulassungen, Versicherungsnachweise, Sicherheitsunterweisungen etc.) im Portal hochladen. Beispiel: Ein Wartungstechniker einer Fremdfirma meldet sich vor einem Einsatz über das Portal an, lädt seine aktuellen Sicherheitszertifikate (z.B. Unterweisung nach DGUV-Vorschrift) hoch und beantragt einen Arbeitseinsatz. Erst nach Prüfung und Genehmigung durch die zuständige Stelle (z.B. die Sicherheitsabteilung oder Kontraktorenmanagement) wird für diesen Techniker eine temporäre Zutrittsberechtigung erstellt. Dieses Beispiel veranschaulicht, wie das Portal die Zutrittskontrolle und Einsatzfreigabe digital steuert: Unberechtigte oder unqualifizierte Personen erhalten keinen Zugang.

Das Fremdfirmenportal fungiert somit als zentraler Hub für alle fremdfirmenbezogenen Prozesse: Von der Qualifikation (Überprüfung von Schulungen, Zertifikaten) über die Einsatzplanung (Anmeldung von Personal für bestimmte Zeiträume/Projekte) bis zur Dokumentation (Erstellen von Besucherausweisen, Erfassung von Arbeitszeiten oder Leistungen) läuft alles über eine Plattform. Moderne Lösungen erlauben sogar die automatische Prüfung von Schulungen und Zertifikaten – das System warnt, wenn z.B. die Gültigkeit eines Sicherheitszertifikats abgelaufen ist, und verwehrt die Einsatzfreigabe so lange, bis ein Update erfolgt. Dadurch wird Compliance sichergestellt, ohne dass manuelle Kontrollen jeden Tag nötig sind.

Für die Kontraktorenmanagement-Abteilung bringt das Portal erhebliche Effizienzgewinne: Automatisierung ersetzt Papierkram, den früher vielleicht die Werksschutz-Pforte erledigte (manuell Besucherscheine ausstellen, Listen abhaken). Onyx One, ein Anbieter digitaler Auftragnehmermanagement-Systeme, betont, dass der Wechsel vom traditionellen, papierbasierten Vorgehen zu einem digitalen System kostenintensive manuelle Prozesse eliminiert und erhebliche Einsparungen an Zeit und Ressourcen erlaubt. Zudem erleichtert es die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften, da ein digitales System lückenlos dokumentiert und Fehler bei der Nachverfolgung minimiert – das Risiko von Bußgeldern aufgrund von Compliance-Verstößen sinkt deutlich. All diese Vorteile (Effizienz, Compliance, Risikomanagement, Transparenz) treten im Fremdfirmenportal zutage. Die Auftragnehmer tragen ihre Daten im Self-Service ein, was die Datenqualität erhöht und die Aktualität sicherstellt.

Organisatorisch sollte das Portal so gestaltet sein, dass es für alle Fachabteilungen nutzbar ist: etwa dass eine Instandhaltungsabteilung einsehen kann, welche Dienstleister heute vor Ort sind, oder dass der Arbeitsschutz die hinterlegten Qualifikationen kontrollieren kann. Die Stabsabteilung wird das Portal administrieren, d.h. Benutzer verwalten (externe und interne), Workflows konfigurieren und als Support für die Fremdfirmen dienen, falls es Fragen gibt. Insgesamt ermöglicht ein Fremdfirmenportal eine digitale End-to-End-Steuerung externer Einsatzkräfte – von der Anmeldung bis zum Einsatzende – und unterstützt die Abteilung dabei, Kontraktoren rechtssicher und effizient zu managen.

Modernisiertes Zutrittskontrollsystem

Eng verzahnt mit dem Fremdfirmenportal (und dem SAP-HCM) ist ein modernes Zutrittskontrollsystem. Im Bergbau-Umfeld, häufig als Hochsicherheitsbereich einzustufen (z.B. wegen Sprengstofflagern oder gefährlichen Anlagen), ist eine zuverlässige Kontrolle und Steuerung des physischen Zugangs essenziell. Die neue Kontraktorenmanagement-Abteilung sollte die Einführung bzw. Modernisierung eines elektronischen Zutrittssystems unterstützen, das den spezifischen Anforderungen gerecht wird: personen- und fahrzeugbezogene Zutrittsberechtigungen, abgestufte Sicherheitszonen, Echtzeit-Überwachung und lückenlose Protokollierung aller Zugänge.

Ein modernes System regelt und überwacht den physischen Zugang von Mitarbeitern und autorisierten Fremdpersonen zu definierten Werksbereichen über elektronische Kontrollpunkte (Türen, Drehkreuze, Schranken). Üblicherweise erfolgt die Authentifizierung per firmeneigenem Mitarbeiterausweis mit RFID-Chip oder ähnlichen Technologien; bei Fremdfirmen kann dies über temporäre Gäste-/Auftragnehmerausweise geschehen. Wichtig ist: Nur vorab berechtigte Personen erhalten Zugang – unberechtigte Zutrittsversuche werden erkannt und automatisch blockiert. Dies erhöht die Sicherheit für Personal und Anlage und stellt sicher, dass keine Personen ohne entsprechenden Auftrag oder ohne Sicherheitsfreigabe ins Werk gelangen.

Das System sollte mit dem Fremdfirmenportal interagieren: Sobald die Kontraktorenmanagement-Abteilung einen Fremdfirmenmitarbeiter im Portal genehmigt und ihm einen Einsatz zuordnet, wird im Zutrittssystem ein entsprechendes Profil angelegt (z.B. mit Gültigkeitsdauer, zugelassenen Zonen). An der Werkpforte erhält die Person dann einen personifizierten Ausweis, ggf. mit Foto und begrenzter Gültigkeit, oder einen QR-Code auf das Mobiltelefon, der an den Lesegeräten eingelesen werden kann. So wird auch die Anwesenheit auf dem Gelände in Echtzeit erfasst (Presence Monitoring). Dies kann für die Abrechnung (Stundenerfassung) oder im Notfall (Evakuierungsliste) genutzt werden. Moderne Zutrittssysteme lassen sich zudem in Brandmelde- und Evakuierungskonzepte integrieren, sodass im Alarmfall z.B. alle Drehkreuze auf „frei“ schalten oder Listen der anwesenden Fremdfirmen zur Sammelplatzkontrolle verfügbar sind.

Ein weiterer Aspekt ist die Integration der Fahrzeug- und Perimeterkontrolle: Lieferfahrzeuge von Fremdfirmen könnten z.B. über Kennzeichenerkennung und eine Verknüpfung mit dem Auftrag im System gesteuert werden (Zufahrt nur in definierten Zeitfenstern, automatische Schrankenöffnung für registrierte Fahrzeuge). All dies trägt zur Gesamtsicherheit und Effizienz bei – denn in einem Bergwerk können unkontrollierte Zugänge erhebliche Risiken bergen. Die Abteilung wird bei der Modernisierung des Zutrittskontrollsystems eng mit der Werkschutz- bzw. Sicherheitsabteilung kooperieren. Ihre besondere Rolle liegt darin, die Bedürfnisse des Kontraktorenmanagements einzubringen: z.B. Anforderungen, dass bestimmte Auftragnehmer nur von 8–17 Uhr Zugang haben dürfen, oder dass das System automatische Berichte erzeugt (wer von Firma X war diesen Monat wie viele Stunden vor Ort?). Solche Daten sind für Auswertungen und Nachverhandlungen wertvoll.

Aktuelle gesetzliche Vorgaben untermauern die Notwendigkeit eines hochentwickelten Zutrittssystems: KRITIS-Betreiber in Deutschland sind nach IT-Sicherheitsgesetz 2.0 verpflichtet, angemessene physische Zugangskontrollen umzusetzen. Die Berufsgenossenschaften fordern ebenfalls, Betriebsbereiche gegen Unbefugte zu sichern. Zutrittskontrolle ist also nicht nur eine Sicherheitsfrage, sondern auch eine Compliance-Anforderung. Durch den kombinierten Einsatz eines Fremdfirmenportals und eines modernen Zutrittssystems wird das Unternehmen diesen Anforderungen gerecht. Die Kontraktorenmanagement-Abteilung stellt hierbei sicher, dass alle externen Dienstleister vor Einsatzbeginn vollständig erfasst, unterwiesen und autorisiert sind – digital nachprüfbar und auditierbar. In der Praxis werden so Risiken (Diebstahl, Spionage, Unfälle durch unbefugte Personen) minimiert und die Prozesskosten der Zugangskontrolle gesenkt (weniger manueller Aufwand an der Pforte). Kurz: Die digitale und organisatorische Einbindung in Form von SAP-Integration, Fremdfirmenportal und Zutrittssystem bildet das Rückgrat für ein effizientes, transparentes Kontraktorenmanagement.

Quantifizierung der Einsparpotenziale

Die Einrichtung der Stabsabteilung „Kontraktorenmanagement“ verfolgt nicht nur qualitative Verbesserungen (Compliance, Qualität, Sicherheit), sondern soll auch handfeste wirtschaftliche Einsparungen erzielen. In diesem Abschnitt werden die wichtigsten Hebel zur Kostensenkung quantifiziert.

Basierend auf Erfahrungen aus Einkauf und Supply Chain lassen sich fünf Hauptkategorien von Einsparpotenzialen identifizieren:

  • Vergabeoptimierung (Preis- und Konditionsvorteile) : Durch bessere Ausschreibungsstrategien, Bündelung von Volumina und professionelle Verhandlungen können niedrigere Preise für Fremdleistungen erzielt werden.

  • Standardisierung & Digitalisierung : Vereinheitlichte Prozesse und digitale Tools reduzieren den internen Aufwand und vermeiden Fehlerkosten; zudem ermöglichen sie bessere Daten für Entscheidungen.

  • Nachtragsvermeidung (Claim Management) : Klare Leistungsbeschreibungen und präventives Vertragsmanagement verringern kostenintensive Nachträge und Streitfälle.

  • Audits & Compliance : Regelmäßige Überprüfungen und ein Compliance-System verhindern finanzielle Verluste durch Leistungsabweichungen, Vertragsverstöße oder Bußgelder.

  • Innovationsvorteile : Zusammenarbeit mit Lieferanten kann zu Prozessinnovationen und Effizienzgewinnen führen, die kostenwirksam sind (z.B. Produktivitätssteigerungen, geringerer Ressourcenverbrauch).

In der Tabelle sind diese Einsparungskategorien zusammengefasst, mit beispielhaften Maßnahmen und einer groben Quantifizierung des Potenzials:

Einsparungs-Kategorie

Ansatz / Maßnahme

Potenziales Einsparvolumen

Vergabeoptimierung

Bündelung von Volumen, intensive Wettbewerbsverfahren (mehrere Bieter), Einsatz von E-Auktionen und professionelle Verhandlungen zur Preisdrückung. Durch zentrale Preisgestaltung lassen sich bessere Konditionen erzielen.

≈ 10–15 % Preissenkung auf Fremdleistungsvolumen realistisch; in Einzelfällen bis 20 % (z.B. BME-Studie: >10 % Auktionseinsparung; zentrale Vergabe senkte Preise um 22 %).

Standardisierung & Digitalisierung

Einheitliche Prozesse, Nutzung von ERP und Portalen zur Automatisierung (weniger manueller Aufwand, schnellere Abläufe) und Fehlervermeidung. Standardisierte Leistungsverzeichnisse reduzieren Planungsaufwand.

Prozesskosten-Einsparung ca. 5–10 %, z.B. durch geringeren Verwaltungsaufwand und Vermeidung von Doppelarbeit. Qualitative Vorteile: weniger Fehler (damit geringere Folgekosten) und schnellere Durchlaufzeiten.

Nachtragsvermeidung

Sorgfältige Leistungsbeschreibung und Vertragsklauseln, präventives Nachtragsmanagement (Claim Management): Änderungswünsche früh erkennen und steuern. Schulung der Planer, um Nachtragspotenziale zu reduzieren.

Vermeidung von Mehrkosten ~5–10 % pro Projekt möglich. (Nachträge sind in Bau/Instandhaltung oft zweistellige Prozentbeträge; klare Specs verringern diese erheblich.) Zusätzlich Einsparung von Zeit und Rechtskosten durch weniger Streitfälle.

Audits & Compliance

Lieferantenaudits, Qualitäts- und Rechnungsprüfung, AÜG-Compliance-System: Korrekte Abrechnungen sicherstellen, Leistungsabweichungen ahnden, Bußgelder vermeiden. Vertragsstrafen bei Nichtleistung durchsetzen.

Kostenvermeidung in Mio.-Höhe: Vermeidung von z.B. 5 % Überzahlung (aufgedeckt durch Audits) und einzelner Bußgelder (bis 30.000 € pro Verstoß). Auch Verhinderung von Produktionsausfällen (durch bessere Überwachung) = indirekte Einsparung.

Innovationsvorteile

Kooperative Verbesserungen: Effizienzsteigerungen durch neue Technik oder Prozesse der Lieferanten, Wertschöpfungsinnovationen (z.B. höhere Ausbeute, weniger Stillstand). Gemeinsame F&E senkt langfristig Kosten.

Schwer quantifizierbar, aber signifikant: z.B. 20+ % Produktivitätssteigerung in Teilprozessen möglich. Innovationen können zu geringeren Stückkosten oder zu Einsparungen bei Energie/Material führen – mittelbar in Mio.-Bereich auf lange Sicht.

Erläuterung: Die genannten Prozentwerte beziehen sich auf das jährliche Fremdleistungsvolumen (72 Mio. €). Würde man konservativ beispielsweise 10 % Gesamt-Einsparung ansetzen, entspräche dies ~7,2 Mio. € pro Jahr – ein Wert, der durch Kombination der Maßnahmen erreichbar scheint (Preissenkungen, weniger Nachträge, Prozessoptimierung). Studien, Benchmarks und eigene Erfahrungen stützen diese Annahme: Eine Untersuchung im indirekten Einkauf zeigt, dass durch Digitalisierung und Automatisierung über 10 % Kostensenkung möglich sind. Wichtig ist, dass Einsparungen nicht nur „hart“ als niedrigere Einkaufspreise auftreten, sondern auch Kostenvermeidungen (Cost Avoidance) eine Rolle spielen – z.B. verhindert jeder vermiedene Nachtrag einen potenziellen Mehrkostenposten, den man sonst bezahlt hätte.

Zu beachten ist, dass einige Potenziale einmalig beim Aufsetzen der neuen Prozesse anfallen können (z.B. einmaliger Preisbasis-Effekt durch Neuverhandlungen oder Bündelungen im ersten Jahr), während andere kontinuierlich wirken (z.B. jährliche Prozesskosteneinsparungen, kontinuierlich weniger Nachträge). Die Gesamtschau zeigt jedoch deutlich, dass das Nutzenpotenzial die entstehenden Kosten der Einheit um ein Vielfaches übersteigt. Einsparungen von wenigen Prozent des Fremdleistungsvolumens bedeuten bereits mehrere Millionen Euro, was – wie nachfolgend erörtert – direkt den Unternehmensgewinn steigert.

Neben den quantifizierbaren monetären Effekten gibt es qualitative Nutzen: Bessere Vertragstreue, gesteigerte Qualität der Fremdleistungen, höherer Arbeitsschutz-Standard und bessere Innovationsfähigkeit. Diese führen indirekt ebenfalls zu finanziellen Vorteilen (etwa weniger Produktionsunterbrechungen durch Unfälle oder bessere Produktivität durch Innovationen). Doch bereits isoliert betrachtet, rechtfertigen die oben aufgeführten jährlichen Einsparbeträge die Investition in eine professionelle Kontraktorenmanagement-Abteilung.

Vollständige Kalkulation der Einrichtung und des Betriebs

Für die Entscheidungsfindung im Unternehmen ist eine vollständige wirtschaftliche Kalkulation der neuen Stabsabteilung erforderlich. Diese umfasst die einmaligen Implementierungskosten (Planung und Aufbau) sowie die laufenden Betriebskosten (insbesondere Personal und IT-Betrieb). Dem werden im nächsten Abschnitt die erwarteten Einsparungen gegenübergestellt, um Wirtschaftlichkeit (Break-Even, ROI) zu beurteilen.

Nachfolgend sind die Hauptkostenblöcke aufgeschlüsselt:

  • Personalbedarf und -kosten: Basierend auf den Aufgaben ist mit einem hochqualifizierten Team zu rechnen. Angemessen erscheint eine Personalstärke von z.B. 1 Abteilungsleiter (Senior Manager) und etwa 6–8 Fachkräfte (Kategorie-Manager, Vertragsmanager, Compliance/Audit-Spezialist, Digital-Prozess-Manager, evtl. Assistenz). Insgesamt also ~7–9 Personen. Die Kosten pro Kopf in einem Großunternehmen (inkl. Gehalt, Lohnnebenkosten, Infrastruktur) kann man mit durchschnittlich ~100.000 € p.a. ansetzen (leitende Mitarbeiter etwas mehr, Sachbearbeiter etwas weniger). Personalkosten lägen somit grob bei 0,8–0,9 Mio. € pro Jahr. Eine Feinplanung könnte diese Zahl präzisieren; wichtig ist der Kontext: Selbst wenn es ~1 Mio. € p.a. sind, entspricht das etwa 1,4 % des gemanagten Fremdvolumens. Zum Vergleich: Weltklasse-Einkaufsorganisationen haben Beschaffungskosten unter 1 % des Einkaufsvolumens – die geplante Einheit würde anfänglich etwas darüber liegen, was aufgrund der zusätzlichen Aufgaben (Portalbetreuung, Sicherheit etc.) und des Aufbaus vertretbar ist. Perspektivisch kann durch Effizienz (digitale Tools) die Relation sinken.

Sachmittel und IT-Systeme: Hierunter fallen sowohl Hardware als auch Software/Lizenzen für die nötigen Systeme:

  • SAP S/4HANA Anpassungen: Eventuell Lizenzerweiterungen (z.B. für ein Supplier Relationship Management Modul oder zusätzliche Nutzerlizenzen) und Beratungskosten für die Einrichtung von Vertragsmanagement-Funktionalitäten. Dies ist schwierig zu beziffern, aber man könnte eine einmalige Implementierung von z.B. 100.000 € ansetzen (Customizing, Testing) plus laufende Lizenzkosten für zusätzliche Nutzer im niedrigen fünfstelligen Bereich p.a.

  • Fremdfirmenportal: Falls nicht bereits vorhanden, entweder Kauf einer Standard-Software (Lizenz) oder Entwicklung. Viele am Markt verfügbare Lösungen arbeiten SaaS-basiert mit jährlichen Gebühren je nach Nutzerzahl. Grob könnte man mit Initialkosten ~150.000 € (inkl. Anpassung/Integration) und jährlich ~30.000–50.000 € Betriebskosten (Hosting, Support) rechnen – je nach Größe der Nutzerbasis.

  • Zutrittskontrollsystem: Die Modernisierung der Hardware (neue Kartenleser, Drehkreuze, Controller) und Softwareintegration ist ein größerer Posten. Bei einem großen Werksgelände können leicht mehrere hunderttausend Euro investiert werden. Nehmen wir an, vorhandene Anlagen werden erweitert/aufgerüstet: Investition vielleicht 300.000 € einmalig, mit Wartungskosten ~20.000 € p.a.. Hier könnten auch Leasing-Modelle genutzt werden.

  • Arbeitsplatzausstattung und Sonstiges: Büroeinrichtung, Rechner, Schulungen – im Verhältnis gering. Einmalig vielleicht 5.000 € pro Mitarbeiter für Ausstattung (also ~40.000 €) und laufend IT-Geräteabschreibung etc. in noch kleineren Größenordnungen.

Implementierungskosten (einmalig): Darunter fallen Projektkosten für die Einrichtung der Abteilung. Dazu gehören:

  • Externe Beratung für Konzeption & Change Management: Ein Beratungsprojekt zur Implementierung (Organisationsberatung, Prozessdesign, Schulungskonzepte) – z.B. 100–200 T€ als einmaliger Aufwand.

  • Schulungskosten: Trainings der neuen Mitarbeiter und der Schnittstellen (Fachabteilungen, Lieferanten im Umgang mit dem Portal) – in den ersten Monaten evtl. 50 T€.

  • Einführungskosten IT: teilweise bei den IT-Systemen schon berücksichtigt (Customizing). Evtl. zusätzlich Testläufe, Datenmigration (z.B. Altdaten in Vertragsmanagementsystem übernehmen) – geschätzt 50 T€.

  • Gesamtsumme einmalig: Inklusive Portal, Zutrittssystem, Beratung & Schulung summieren sich die Einmalkosten auf geschätzt ~600–800 T€. (Diese Investition wäre im ersten Jahr zu verbuchen.)

Laufende Betriebskosten: Neben Personal und IT-Wartung gibt es noch einige laufende Kosten:

  • Wartungsverträge für Systeme (Portal, Zutritt): ~50–70 T€ p.a. (wie oben aufgeschlüsselt).

  • Reisekosten für Lieferantenaudits: Die Auditoren der Abteilung werden vor Ort bei Lieferanten prüfen; hierfür ein Budget (z.B. 20–50T€ p.a.).

  • Fortbildungskosten: Um auf dem neuesten Stand zu bleiben (Recht, Technik), ein kleines Budget (10–20 T€ p.a.).

  • Gesamtsumme laufend: Dominierend ist das Personal (~0,85 Mio. €). Mit IT und Nebenkosten addiert, kommt man auf rund 1,0 Mio. € pro Jahr laufende Kosten. Selbst bei etwas höherem Personalansatz bliebe man unter 1,2 Mio. € jährlich.

Geschätzte Kosten für Aufbau und Betrieb der Kontraktorenmanagement-Abteilung.

Kostenfaktor

Implementierung (einmalig)

Betrieb (pro Jahr)

Personal (∑ ~8 FTE)

– (Aufbau via interner Umbesetzung)

ca. 850.000 € (inkl. Lohnnebenkosten)

IT-Systeme (SAP & Portal)

~200.000 € (Customizing, Integration)

ca. 50.000 € (Lizenzen/Wartung)

Zutrittssystem-Aufrüstung

~300.000 €

ca. 20.000 € (Wartung)

Externe Beratung & Schulung

~150.000 €

ca. 10.000 € (Fortbildungen)

Sonstige Sachmittel (Büro, Reisen, etc.)

~50.000 €

ca. 30.000 € (Reisespesen, Büromaterial)

Reserve/Puffer (Unvorhergesehenes)

~50.000 € (≈5%)

ca. 40.000 € (IT-Reserve, Preissteigerungen)

Summe

≈ 750.000 €

≈ 1.000.000 €

Hinweis:

Diese Zahlen sind Annahmen für eine Kalkulationsbasis. In der Praxis könnten sie durch genaue Angebote und interne Verrechnungssätze noch angepasst werden. Aber die Größenordnung zeigt, dass initial unter 1 Mio. € zu investieren ist und der laufende Aufwand bei etwa 1 Mio. €/Jahr liegt. Gerade IT-Investitionen könnten eventuell zum Teil in bestehenden Budgets (SAP, Security) aufgefangen werden, wenn z.B. das Zutrittssystem ohnehin erneuert werden muss. Wichtig ist, dass das Kosten-Nutzen-Verhältnis stimmig ist – dazu im Folgenden die Gegenüberstellung mit den Einsparungen.

Kosten-Nutzen-Analyse und Wirtschaftlichkeit

Um die Wirtschaftlichkeit der neuen Stabsabteilung zu beurteilen, werden die erwarteten jährlichen Einsparungen den jährlichen Betriebskosten gegenübergestellt. Zusätzlich fließt der einmalige Implementierungsaufwand in eine Break-Even-Betrachtung ein: Wie schnell amortisiert sich die Investition? Und welchen Return on Investment (ROI) erzielt die Maßnahme über einen mehrjährigen Zeitraum?

Aus der Tabelle der Einsparpotenziale lässt sich konservativ ableiten, dass etwa 5–10 % Einsparung auf das Fremdleistungsvolumen erreichbar sind, zumindest mittelfristig (nach Aufbau der Abteilung und Umsetzung der Maßnahmen). Nehmen wir einen vorsichtigen Wert von 5 % an: Bezogen auf 72 Mio. € Volumen wären das 3,6 Mio. € Ersparnis pro Jahr. Bei einem ambitionierteren Ziel von 10 % ergäben sich sogar 7,2 Mio. € pro Jahr. Selbst das untere Ende dieser Spanne übersteigt die jährlichen Betriebskosten (ca. 1,0 Mio. €) um das 3,6-Fache, d.h. es verbleibt ein Netto-Vorteil von ~2,6 Mio. € jährlich für das Unternehmen. Im günstigen Fall (10 %) wäre der Nettovorteil ~6,2 Mio. € p.a.

Die einmaligen Implementierungskosten (~0,75 Mio. €) würden sich somit sehr rasch amortisieren. Bereits im ersten vollen Betriebsjahr dürfte die Einheit mehr Einsparungen erzielen als die Investition gekostet hat – der Break-Even-Punkt läge voraussichtlich innerhalb des ersten Jahres. Dies bedeutet, dass ab Jahr 2 der vollständige Einsparbetrag (nach Deckung der laufenden Kosten) dem Gewinn zuschlägt. Auf Sicht von 5 Jahren kumulieren sich die Vorteile erheblich: Selbst bei nur 5 % Einsparung ergäben sich ~18 Mio. € Brutto-Savings, abzüglich Kosten ~13 Mio. € Netto-Effekt. Der Return on Investment (ROI) lässt sich beispielsweise als Verhältnis von Gewinnbeitrag zu Investition berechnen: Nimmt man Jahr 1: (3,6 Mio. Einsparung – 1,0 Mio. Kosten) / 0,75 Mio. Invest = ≈ 3,47 (~347 %). Selbst unter vorsichtigen Annahmen ist der ROI also mehrfach positiv. Diese Kennzahl verdeutlicht: Die Einrichtung der Abteilung ist eine sehr rentable Investition.

Ein weiterer Ansatz ist die Betrachtung des Einflusses auf den Unternehmensgewinn. Da Fremdleistungskosten in der Regel direkt den Gewinn schmälern (weniger Kosten = mehr EBIT), wirken sich Einsparungen nahezu eins-zu-eins gewinnerhöhend aus. Oft sind die Einkaufskosten eines Industrieunternehmens um ein Vielfaches höher als der Reingewinn, wodurch schon 5–10 % Einsparung den Gewinn um 15–25 % steigern können. Für das Unternehmen bedeutet dies: Angenommen, das Unternehmen hat derzeit eine Gewinnmarge von 10 % auf Umsatz – dann würde eine Senkung der Fremdkosten um 3,6–7,2 Mio. € den Gewinn substantiell erhöhen (ggf. eine zweistellige prozentuale Steigerung des Jahresüberschusses). Dies zeigt, welch mächtiger Hebel das Einkaufskosten-Management darstellt.

Neben den quantitativen Ergebnissen sollte man auch Risikoaspekte in die Nutzenbetrachtung einfließen lassen: Die neue Stabsabteilung reduziert Risiken (Compliance-Verstöße, Arbeitsunfälle, Lieferausfälle), die im schlimmsten Fall sehr kostspielig sein können (z.B. Produktionsstillstandskosten, juristische Strafen). Auch wenn diese Effekte schwer in Euro ex-ante zu beziffern sind, stellen sie einen zusätzlichen „Versicherungswert“ der Abteilung dar. Im Idealfall treten gewisse kostspielige Ereignisse gar nicht erst ein, weil die Abteilung präventiv steuert.

Es sei erwähnt, dass die berechneten Einsparungen natürlich von der tatsächlichen Umsetzung abhängen: Die Unternehmensführung muss der Stabsabteilung genügend Rückendeckung geben, um Änderungen durchzusetzen und unternehmerisch zu handeln (z.B. Standardprozesse verbindlich machen, auf zentrale Vergaben bestehen). Weiterhin sind zu Beginn evtl. Quick Wins leicht zu realisieren (sofortige Neuverhandlung einiger großer Verträge), während längerfristige Optimierungen (Lieferantenentwicklung, Innovationen) sich über Jahre auszahlen. Eine mehrjährige Planung sollte diese Dynamik berücksichtigen – beispielsweise geringere Einsparungen im allerersten Jahr (Anlaufphase), dann Steigerung.

Es zeigt die Kosten-Nutzen-Analyse ein äußerst positives Bild: Die zentralisierte, unternehmerische Kontraktorenmanagement-Einheit ist ökonomisch sinnvoll. Bereits niedrige prozentuale Verbesserungen im Fremdleistungseinkauf erzielen Millionenbeträge an Ersparnis, die die Kosten der Einheit um ein Vielfaches übersteigen. Der Break-Even wird praktisch sofort erreicht, und der ROI liegt in einer Größenordnung, die in Investitionsprojekten außergewöhnlich ist. Darüber hinaus werden qualitative Nutzen generiert, die langfristig die Wettbewerbsfähigkeit und Sicherheit des Unternehmens erhöhen. Aus wissenschaftlich-ökonomischer Sicht wie auch aus praktischer Erfahrung in Industrie und Beratung lässt sich daher die Empfehlung aussprechen, die geplante Stabsabteilung „Kontraktorenmanagement“ einzurichten. Dieses zentrale Kompetenzzentrum wird die strategische Steuerung der Fremdleistungen erheblich verbessern und einen nachhaltigen Wertbeitrag für das Unternehmen leisten.